Beinwellwurzel (Beinwell)

Beinwell

Symphyti radix (Symphytum officinale)

Bereits Hildegard von Bingen hat den Beinwell bei Knochenbrüchen oder Wunden empfohlen. Seine Beinamen lassen bereits auf seine Anwendung schließen, denn die Wallwurz bezieht sich auf das „wallen“ also zuheilen von Knochenbrüchen und Wunden bevorzugt an den häufig betroffenen Beinen.

Früher wurde er in der Volksmedizin auch innerlich bei Gastritis oder Magen-Darm Geschwüren angewandt. Von dieser Anwendung ist man jedoch bald abgekommen, als man die krebserregenden Effekte eines Inhaltsstoffe entdeckte. Zur äußerlichen Anwendung bei Prellungen, Verstauchungen, Sehnenentzündungen, Gallen oder Nervenquetschungen bis hin zum Knochenbruch wird Beinwell vor allem in der Tiermedizin sehr häufig eingesetzt. 

Aussehen und Vorkommen des Beinwells

Der Beinwell in ist fast ganz Europa heimisch. Als Droge zur Anwendung kommt allerdings rein die Wurzel aus kontrolliertem Anbau und nur selten aus Wildsammlungen.  Die oberirdischen Pflanzenteile sind eher rau und borstig, der Blütenstand wird Doppelwickel genannt und zeigt eine glockenartige Blumenkrone in den Farben rötlich-weiß bis purpurrot und blau. Die Gattung zählt zu der Familie der Raublattgewächse, daher die borstigen Überzüge an Blättern und Stängel.

Die Beinwellwurzel ist eine schwarzbraune, längsrunzelige Wurzel mit hellem bis weißlichen, strahligem Holzkörper.

Inhaltsstoffe des Beinwells

Beinwell enthält Allantoin, Schleimstoffe, Hydrozimtsäurederivate wie Kaffeesäure, Gerbstoffe, Triterpene, Glykopeptide sowie Pyrrolizidinalkaloide. Letztere haben eine lebertoxische und krebserregende Wirkung, die aber durch Extraktionsverfahren stark reduziert wird.  

Wirkungen und Anwendung des Beinwells

Die Wirkungen der äußerlichen Anwendung des Beinwells sind: 

  • analgetisch (schmerzstillend)
  • anaphlogistisch (entzündungshemmend)
  • granulationsfördernd
  • Förderung der Kallusbildung (bei Knochenbrüchen)
  • antimikrobiell


Die häufigste Anwendungsform ist ein Kataplasma, also ein frisch hergestellter Breiumschlag aus der Beinwellwurzel. Andere Möglichkeiten sind Öle oder Tinkturen für Salben. Sehr häufig wird der Beinwell in Salben für Pferde mit weiteren Kräutern zur Durchblutungsförderung kombiniert, wie zum Beispiel Campher und Arnika.

Einsatz des Beinwells in der Veterinärmedizin

Erste Schriften der Veterinärmedizin wie die Rossarzneibücher enthalten alle eine detaillierte Anwendungsbeschreibung der Beinwellwurzel nach unterschiedlichen Verletzungen an Körper und Gliedmaßen vor allem bei Pferden. Lange Zeit geriet der Beinwell dann etwas in Vergessenheit. Aktuell erlebt die Beinwellwurzel ihr Comeback und ist bereits in vielen Stallapotheken wieder zu finden.

Allantoin zur Wundreinigung

Das im Beinwell ebenfalls enthaltene Allantoin fördert die Abstoßung von nekrotischen (abgestorbenen) Gewebezellen. Gezielt gezüchtete Schmeißfliegen geben große Mengen von Allantoin ab und werden daher zur Wundsäuberung eingesetzt. 

Tipp zur Anwendung

Ein kleinflächiger Verträglichkeitstest auf einer kleinen, haarlosen Hautregion empfiehlt sich bei jeder ersten Anwendung eines Pflegeproduktes.

Wichtiger Hinweis zur Anwendung von Beinwell bei Tieren

Nicht einmassieren und nur auf intakte Haut auftragen. Es darf nicht in offene Wunden oder auf irritierte Haut aufgetragen werden. Nicht einbandagieren. Die Tiere dürfen die Tinkturen, Salben oder Kataplasmen nicht abschlecken oder fressen!

Verfasserin: Bianca Becker-Slovacek am 23.05.2020

Quellen und weiterführende Literatur

  • Blaschek, W. (2016). Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.
  • Brendieck-Worm, C., & Melzig, M. F. (2018). Phytotherapie in der Tiermedizin. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG.

Bei unseren Produkten handelt es sich um keine Arzneimittel. Diese dienen daher nicht der Behandlung krankhafter Zustände oder damit einhergehender Symptome. Futtermittel sowie Pflegeprodukte dienen ausschließlich der Unterstützung und Pflege deines gesunden Pferdes. Für die Behandlung einer Erkrankung oder sonstiger Therapieempfehlungen ist ausschließlich dein Tierarzt oder Tierheilpraktiker zuständig.


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